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Objekt

Kultmaske des Ngui–Geheimbundes

Bulu–Fong Kultmaske mit Gorillaschädel, mysteriös, einzigartig

Entdecke das Geheimnis der Ngui/Ngi/Ngil–Gesellschaft!

Herkunftsland: Kamerun
Ethnie: Bulu–Fong
Material: Holz, Gorillaschädel, Glasperlen, Kaurischnecken, Paternostererbsen, Rattan
Abmessungen (HxBxT): 52 x 26 x 52 cm
Gorilla Maske, Kamerun
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Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 2
Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 3
Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 4
Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 5
Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 6
Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 7
Gorilla Maske Ngui, Ngi, Ngil-Geheimbundes 8

Die oben abgebildete Maske hat zu den Riten des Ngui–Geheimbundes gehört. Ngui (auch Ngil oder Ngi) ist der Kult des reinigenden Feuers und die Verkörperung der Feuerkraft selbst – symbolisiert durch einen Gorilla. „Ngui“ bedeutet auch Gorilla in der Fang–Sprache.
Der Gorillaschädel wurde mit Glasperlen, Paternostererbsen und Kaurischnecken geschmückt und auf einem Korb befestigt. Die Augenhöhlen des Schädels wurden mit Rotholzspänen bedeckt und jeweils mit einer großen Kaurischnecke geschmückt. Am Hinterkopf wurde eine meisterhaft geschnitzte Affenfigur angebracht, deren Mundöffnung ebenfalls mit Rotholz versiegelt ist. Auf ihrem Rücken befindet sich eine viereckige, ausgehöhlte Öffnung, die ebenso mit Rotholzspänen überzogen ist und vermutlich während der Zeremonie mit Zauber–Ingredienzen gefüllt wurde. Im Inneren des Aufsatzkorbs wurde ein Graspolster befestigt, um die Maske bequem auf dem Kopf zu halten. Die Statue, sowie Teile des Schädels und des Korbs, sind stark von einer schwarzen und braunen Opferpatina bedeckt (Blut etc.).
Solche teilweise reichlich verzierten Schädel–Aufsatzmasken sind noch relativ unbekannte Einzelstücke. Besonderes echte Schädel, die nur von den Bulu–Fong verwendet wurden, machen sie zur echten Raritäten.

Fakten

Die Ngui/Ngi/Ngil-Geheimgesellschaft

Kultmaske der Ngui/Ngi/Ngil-Geheimgesellschaft

Die Bulu, manchmal auch Boulou geschrieben, ist eine von mehreren verwandten ethnischen Gruppen, die in der bewaldeten südlichen Zentralregion Kameruns, auf dem Festland von Äquatorialguinea und im Norden Gabuns leben. Zusammen werden diese Völker als Fang bezeichnet. Der Name Bulu ist nicht genau festgelegter Begriff einer der drei großen Untergruppen der Fang, wobei Fong einer der Bulu–Stämme ist.
Der Ngui–Geheimbund (auch Ngil– oder Ngi–Geheimbund) wird auch als Gorilla–Gesellschaft bekannt, weil die Mitglieder im Verlauf ihrer Zeremonien Gorillamasken getragen haben. Nur die Fong verwendeten zu diesem Zweck Masken mit einem echten Schädel, wobei Gorilla wird von ihnen als heiliges Tier (Gottheit des Feuers) verehrt. Andere ethnische Gruppen der Fang verwendeten bei Zeremonien der Gorilla–Gesellschaft stilisierte Holzmasken, wie beispielsweise die berühmte weiße Ngil–Maske der Fang: WIKIPEDIA oder LUEBECKER MUSEEN.
Der Ngui–Geheimbund agierte wahrscheinlich schon seit vielen Jahrhunderten im Verborgenen. Als Ordnungshüter und Sittenwächter griff er in alle Bräuche und Hauptaspekte des Soziallebens ein, bestrafte die Übeltäter und schützte vor Hexerei und bösen Geistern. Die Mitglieder der Gesellschaft hatten manchmal mehr Macht als mancher Häuptling oder König. Man kann sich gut vorstellen, dass so eine Geheimorganisation im Zeichen des „Heiligen Gorillas“ den Kolonialmächten ein Dorn im Auge war und dementsprechend konsequent bekämpft wurde. Im Jahr 1910 wurde der Ngui–Geheimbund und seine Traditionen von der französischen Kolonialverwaltung verboten.
Kurz davor, in den Jahren 1907 bis 1909, leitete der deutsche Ethnologe Günther Tessmann im Auftrag des Lübecker Ethnologischen Museums eine Expedition in den Süden Kameruns und in Äquatorialguinea zur Erforschung der Pangwe (heutiger Name Fang). Der Expeditionsbericht von 1913 stellt eine umfassende Darstellung der Pangwe–Kultur dar und gilt als Hauptwerk Tessmanns, in dem er die Ngui–Gesellschaft zum einzigen und letzten Mal beschrieben hat. Tessmann wollte später sein Wissen über den Gorilla–Geheimbund vertiefen und suchte 1910 erneut im Regenwald Kameruns nach ihm, jedoch vergeblich. Danach verlieren sich alle Spuren des Geheimbundes, und seitdem gilt der Kult als ausgestorben.
Allerdings bedeutet es nicht zwangsläufig, dass etwas, was nicht gefunden werden kann, nicht existiertnbsp;– vor allem, wenn es geheim gehalten wird. Ein exzellentes Beispiel dafür ist die Ngui–Geheimgesellschaft, die ein Jahrhundert später als vollständig intakter Kult wiederentdeckt wurde.
Der Ethnograph und Fotograf Henning Christoph hat eine dieser Geheimgesellschaften im Jahr 2008 in den Wäldern des Südwestenkameruns wiederentdeckt. Christoph schrieb in sein Tagebuch: „Aus Ethnologischer Sicht war ich auf eine Sensation gestoßen. Als erster Forscher konnte ich einer seit 100 Jahren tot geglaubten und noch nicht dokumentierten Zeremonie beiwohnen und diese auch noch fotografieren. Somit konnte ich das einzige Zeugnis, dass diese Geheimgesellschaft existierte und noch existiert, erstellen“.
Wie von Tessmann früher beschrieben, greift die wiederentdeckte Ngui–Gesellschaft schützend odernbsp;– meistensnbsp;– strafend in das Leben der Fong ein und wird von ihnen als gefürchteter Hüter der Sitten und Aufseher des göttlichen Gesetzes betrachtet. Die wichtigste Rolle des Ngui ist jedoch der Kampf gegen Hexerei und Schadenzauber. Die Rituale werden sowohl im geheimen Kreis der Bundmitglieder als auch öffentlich durchgeführt. Bei öffentlichen Ritualen ist selten bekannt, wer welche Rolle spielt. Die wiederentdeckte Ngui–Geheimgesellschaft der Bulu–Fong ist nur in einer kleinen, etwa 30 Dörfer umspannenden Region aktiv.

Ngui-Geheimbund-Mitglied mit Kultmaske ► Quelle: www.soul-of-africa.com/de/ausstellungen/kamerun.html, © Henning Christoph
Ngui–Geheimbund–Mitglied mit Kultmaske
Quelle: www.soul–of–africa.com/de/ausstellungen/kamerun.html
© Henning Christoph
Der Bulu-Fong-Medizinmann beim Ritual ► Quelle: www.soul-of-africa.com/de/ausstellungen/kamerun.html, © Henning Christoph
Der Bulu–Fong-Medizinmann beim Ritual
Quelle: www.soul–of–africa.com/de/ausstellungen/kamerun.html
© Henning Christoph
Die Ngui-Geheimbund-Mitglieder in Reih und Glied ► Quelle: Bild aus dem Buch „Spiritualités africaines”, © Henning Christoph
Die Ngui–Geheimbund–Mitglieder in Reih und Glied
Quelle: Bild aus dem Buch „Spiritualités africaines”
© Henning Christoph
Datierung

Die Ngui/Ngil/Ngi Gorilla Kultmaske

Afrikanische Ngi–Maske

Um das Alter des Holzes, das für diese Maske verwendet wurde, zu bestimmen, wurde im Labor des MUSEO d'ARTE E SCIENZA (Museums für Kunst und Wissenschaft) in Mailand eine wissenschaftliche Analyse und Datierung mittels Infrarot–Spektroskopie durchgeführt. Für die Probenahme wurden zwei kleine Löcher in die Affenfigur gebohrt und anschließend fachmännisch versiegelt. Das Resultat deutete darauf hin, dass das Objekt etwa aus dem Jahr 1970 stammt. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Ngui–Geheimgesellschaft nie wirklich ausgestorben ist und tatsächlich jahrzehntelang im Verborgenen aktiv war.

Probennahme
Probennahme
Analogie

Ngu/Ngil/Ngi Schädel Maske, Bulu, Kamerun, Afrika

Kultmaske des Ngui–Geheimbundes Bulu–Fong, Kamerun, Afrika

Einige der alten Ngui–Geheimbund–Masken wurden Henning Christoph von Bulu–Fong Chief Ngba kurz vor dessen Tod anvertraut. Mit Trauer in der Stimme sagte Chief Ngba: „Die Fong haben nun keine Hexen mehr, sondern Jesus Christus”. Die einzige Bedingung, die Ngba als Gegenleistung für die anvertrauten Gegenstände stellte, war, Zeugnis über die Kultur und die Ahnen der Fong abzulegen.
In der Henning Christoph Sammlung im SOUL OF AFRICA Museum in Essen befinden sich ähnliche Exponate wie die hier vorgestellte Maske. Bilder von äquivalenten Masken sind auch in den Publikationen „Spiritualités africaines” und „Secrets des rituels africains” von Henning Christoph, Markus Matzel und Philipp Schiemann zu finden. Die Kultobjekte der Bulu–Fong wurden noch nie zuvor in Büchern abgebildet, daher bieten diese Veröffentlichungen einen seltenen Einblick in vergleichbare Artefakte.
 
Aufgrund fehlender Autorisierung darf ich keine Fotos aus der Henning Christoph Sammlung öffentlich präsentieren. Bei Interesse senden Sie mir bitte eine E–Mail–Anfrage.